Gute Gründe für ein Lieferkettengesetz

Mit einem Lieferkettengesetz könnten auf einen Schlag viele Missstände behoben werden. Und das nicht nur bei uns in Österreich und Europa, sondern weltweit!

Gerade jetzt, während der Krise, ist der ideale Zeitpunkt gekommen ein Lieferkettengesetz einzuführen. Schließlich sollten wir eine Gegenleistung für die Steuergeld-Hilfen verlangen, welche die Konzerne von uns erhalten. Nur durch ein Gesetz werden Konzerne aufhören Menschen & Umwelt auszubeuten. Denn dass sie ihre Geschäftsmodelle nicht freiwillig verbessern, haben sie hinlänglich bewiesen.

KLIMAKRISE

Durch die übermäßige Verbrennung von Kohle, Erdöl & Erdgas, der exzessiven Abholzung von Wäldern, dem starken Ausbau der Viehzucht und dem übertriebenen Einsatz von stickstoffhaltigem Dünger, steigt die globale Temperatur stetig an. Maßgeblich dafür verantwortlich sind Konzerne, die weiter auf schädliche Produktionsweisen und fossile Brennstoffe setzen, weil mit ihnen leichter schneller Profit zu machen ist. Und da sie bisher keine Verantwortung für die Menge an Emissionen übernehmen müssen, die sie produzieren, führen sie uns kontinuierlich in die Klimakrise.

Kinderarbeit

152 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren müssen arbeiten. Das ist eines von zehn Kindern weltweit. Über 70 Prozent von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft, wo sie Kakao- & Kaffeebohnen, Palmölfrüchte, Rüben- & Rohrzucker für unsere Süßigkeiten ernten. In den letzten zehn Jahren gab es wiederholt Versprechungen von Süßwaren- und Textilkonzernen, dass sie Kinderarbeit in ihrer Produktion ausschließen würden, tatsächlich ist Kinderarbeit im gleichen Zeitraum jedoch weiter angestiegen.

lebensmitteltransparenz

Bisher wissen wir bei verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Wurst oder Fertigprodukten nicht, woher die darin enthaltenen Produkte wie Eier, Zucker, Fleisch oder Gemüse stammen. Da Konzerne nicht dazu verpflichtet sind uns darüber zu informieren, woher sie ihre Eier, Fleisch und alles andere beziehen, tun sie es auch nicht. Vielmehr nutzen sie den Umstand aus und setzen uns bspw. “Tiroler” Speck vor, der aus dem Fleisch von Schweinen gemacht wurde, die bspw. in Dänemark gezüchtet und bei Tönnies in Deutschland geschlachtet wurden. Ein Lieferkettengesetz würde sie dazu zwingen, uns darüber zu informieren, wo unser Essen herkommt.

Wasserverschmutzung

Konzerne sind weltweit für den Großteil der Wasserverschmutzung verantwortlich. Nebenstoffe, die einfach in Flüsse oder ins Meer gepumpt werden, gelangen in Flüsse, Meere und Grundwasser und richten immensen Schaden an. Menschen und Tiere werden krank und Pflanzen sterben ab. Neben der Textilindustrie vergiftet die Landwirtschaft durch den Einsatz von Düngemitteln & Pestiziden die größten Wassermengen. Haften müssen die Konzerne für die fatalen Auswirkungen ihrer Wasserverschmutzung bislang aber nicht. Ein Lieferkettengesetz wie wir es fordern, würde die CEOs der Konzerne die unser Wasser vergiften persönlich dafür haften lassen.

Moderne Sklaverei

Weltweit leben 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. 71 % davon sind Frauen. Unter den Opfern der modernen Sklaverei, befinden sich die meisten in Zwangsarbeit im Privatsektor in der Landwirtschaft. Dokumentiert ist dies in der Produktion von Palmöl oder in Fisch- und Elektronikfabriken in Asien, oder auf den Obst- und Gemüseplantagen in Südeuropa & türkischen Haselnussplantagen. Konzerne wie bspw. Ferrero oder Nestlé leugnen nicht einmal, dass bei der Produktion der Rohstoffe für ihre Süßigkeiten Zwangsarbeiter*innen ausgebeutet werden, aber ohne Lieferkettengesetz müssen sie das auch nicht ändern.

müllberge

Über 400 Mio. Tonnen Plastik werden weltweit pro Jahr produziert, das Gros davon wird zu Müll. Der Abfall von rund 2 Mrd. Menschen wird nicht recycelt! Die Gifte der gigantischen Müllberge verseuchen Böden, Grundwasser & Luft. Stoffe, die beim Verbrennen krebserzeugende Stoffe freisetzen, Blei, Quecksilber & Asbest werden in arme Länder abgeschoben. Bislang können Konzerne mit ihrem Chemieabfall oder Plastikmüll in armen Ländern des globalen Südens ganze Landstriche für Jahrhunderte unter Müll ersticken, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Ein Lieferkettengesetz würde auch Umweltverschmutzung strafbar machen.

Fair fashion

Bei der Textilindustrie weiß man gar nicht, womit man anfangen soll, weil ein Lieferkettengesetz so viel daran verbessern würde. Durch die Färbung von Stoffen und das Gerben von Leder ist die Textilindustrie bei der Verschmutzung von Wasser & Umwelt ganz vorne mit dabei. 1/4 der gesamten industriellen Wasserverschmutzung stammt von ihr und das müssten Textilkonzerne ebenso angehen, wie die Kinderarbeit auf ihren Baumwollplantagen und die Zwangsarbeit in ihren Fabriken. Statt ununterbrochen neue Kollektionen auf den Markt zu werfen, müssten sich die Produktionsbedingungen erheblich verbessern!

Tote Böden

Der dauerhafte Anbau einer einzelnen Ackerfrucht, wie etwa Soja oder Mais, entzieht dem Boden einseitig Nährstoffe . So gibt es von einem Stoff schon bald zu wenig, von anderen zu viel. Das zerstört die Böden. Viele Tiere finden auf den Monokultur-Feldern keine Nahrung. Auch das Bienensterben lässt sich darauf zurückführen. Aber Konzerne forcieren nicht nur Monokulturen, sie verkaufen auch genmanipuliertes Saatgut bei dem sie die dazugehörigen Düngemittel & Pestizide, ohne die diese Pflanzen nicht mehr gedeihen können, gleich mit. Ein Lieferkettengesetz würde Konzerne zur Verantwortung für dieses umweltschädliche Verhalten ziehen.

landraub

Ackerland wird immer wertvoller. Jedes Jahr gehen 12 Mio. Hektar Agrarfläche durch Versiegelung verloren. Inzwischen hat das Finanzkapital Äcker als Geschäftsfeld entdeckt. Mit Landraub verschaffen sich Konzerne Zugriff auf die wichtigste Ressource der Welt. Statt den Bauern vor Ort, bestimmen nun Profitinteressen über die Böden. Die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung wird zerstört, Wälder abgeholzt & ganzen Regionen das Wasser entzogen. Millionen von Menschen werden zur Flucht gezwungen, weil sie vor dem Nichts stehen. Verhindern wir mit einem Lieferkettengesetz, dass Konzerne aus Landraub weiter Profit schlagen können!

Illegale Waldrodungen

Illegale Waldrodungen sind weltweit eine der größten Bedrohungen für Wälder, damit auch für unsere Atemluft & das Klima. In Russland, dem Land mit den drittgrößten Urwaldflächen, stammen 50 % des Holzes aus illegalen Quelle. In Indonesien sind es 70 % und im brasilianischen Amazonasgebiet liegt der Anteil gar bei 80 %. Doch Konzerne wie Ikea produzieren trotzdem weiterhin ihre Kindermöbel aus Kiefernholz, das in illegal aus dem sibirischen Urwald geschlagen wurde – und das nur weil dieses gestohlene Holz billiger ist. Hindern wir Konzerne mit einem Lieferkettengesetz daran, dass diese Möbel weiter bei uns zu Geld machen können!

Lohn- und Sozialdumping

Von 2000 bis 2015 hat sich die Kleiderproduktion verdoppelt, die Tragedauer hingegen halbiert. Rund 60 Teile werden pro Jahr & Kopf gekauft, von denen 40 % niemals getragen werden. Eine Näherin verdient in Bangladesch 45 Euro pro Monat, in Rumänien 200 Euro. 60 % der Handelsspanne streichen Handelskonzerne ein, nur 3 % landen bei den Fabriken. Durch ein Lieferkettengesetz können wir Konzerne dazu zwingen anständige Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sicher zu stellen! Unternehmer*innen die in Österreich gegen das Lohn & Sozialdumpinggesetz verstoßen, müssen schließlich auch persönlich haften, warum sollte das nicht auch für CEOs von Konzernen gelten?

Wasserdiebstahl

Nicht nur in Chile gibt es Wasser für die riesigen Plantagen der Konzerne statt Trinkwasser für die Menschen die dort leben. Zunehmend haben Einheimische in Australien, Südamerika oder Afrika keinen Zugang zu ihrem Wasser mehr, aber die Agrarkonzerne horten Wasser in gigantischen Becken. Denn für den Anbau von einen Kilo Avocado braucht es acht mal mehr Wasser als für einen Kilo Kartoffeln. Der Wasserbedarf der Konzerne ist riesig und für die in trockenen Gegenden lebenden Menschen wird Wasser zum Luxusgut. Auch deswegen brauchen wir so dringend ein Lieferkettengesetz!