Zwangsarbeit heute

c Suthep Kritsanavrin – Zwangsarbeiterin in Myanmar Thailand

Wir haben die grandiose Fotoausstellung „Forced Labour around the globe“ von der grünen EU-Abgeordneten Anna Cavazzini nach Österreich gebracht.

Gemeinsam mit der Nationalratsabgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic wurde die Ausstellung im österreichischen Parlament eröffnet und am Dienstag, den 28. Februar 2022 zur Diskussion geladen.

Zu Gast war auch Lijun Zhao, die zwei Jahre in einem chinesischen Zwangsarbeitslager verbracht und die unvorstellbaren Qualen, die sie erleiden musste unter Tränen geschildert hat. Ihre erschütternde Rede wollen wir hier mit euch teilen.

Guten Tag! Vielen Dank, dass sie mir die Gelegenheit geben, über meine Erfahrungen in China zu berichten. Mein Name ist Lijun Zhao und ich komme ursprünglich aus Shanghai, China. Im Mai 2019 bin ich von Shanghai nach Österreich geflohen, da ich lange Zeit von der Kommunistischen Partei Chinas geistig und körperlich verfolgt wurde, weil ich Falun Gong praktiziere.

Falun Gong, auch bekannt als Falun Dafa, ist eine buddhistische Meditationspraxis. Sie ist in der traditionellen chinesischen Kultur verwurzelt und lehrt die Menschen, nach den Grundsätzen “Wahrhaftigkeit, Güte und Toleranz” zu leben und wird von fünf ruhigen Qigong-Übungen ergänzt. Es ist für die Gesundheit sowohl körperlich als auch geistig von Vorteil.

Im Juli 1999 initiierte der damalige Machthaber Jiang Zemin eine brutale Verfolgung an den ca. 100 Millionen Falun-Gong-Praktizierenden in China. Ich wurde zu zwei Jahren Umerziehung durch Arbeit und weiteren drei Jahren Gefängnis mit Zwangsarbeit verurteilt. Außerdem wurde ich mehrmals in Gehirnwäsche-Einrichtungen zur Umerziehung gebracht.

Im Jahr 1999 nahm ich an einem Friedensappell in Peking teil, und einige Zeit später wurde ich illegal entführt und in ein Hotelzimmer zur Gehirnwäsche gebracht. Ich wurde 24 Stunden überwacht, musste mir verleumderische Tonaufnahmen über Falun Gong anhören. Deren einziger Zweck es ist, den Glauben der Menschen an Falun Dafa zu zerstören. Die Inhaftierung dauerte 3 Monate. In dieser Zeit durfte ich meine Familienangehörigen nicht sehen.

Im September 2001 wurde ich auf der Straße von Polizisten in Zivilkleidung entführt und in eine Haftanstalt gebracht. In derselben Nacht wurden acht männliche Polizisten in Zweiergruppen für jeweils zwei Stunden abgestellt, um mich drei Tage und Nächte lang zu verhören und zu bedrohen. Einer davon hielt mich fest und ein anderer bedrohte mich: „die Kommunistische Partei Chinas hat ausreichende Maßnahmen, um dich umzuerziehen. Es ist möglich, dass du psychisch krank wirst. Glaubst du meinen Worten?” 

Da ich das Praktizieren von Falun Gong nicht aufgab, wurde ich ohne jegliche Rechtsgrundlage direkt in das Shanghai Frauenarbeitslager gebracht. Eine lange Zeit wusste meine Familie gar nicht, wo ich mich befand, und die Polizisten teilten es der Familie auch nicht mit.

Im Arbeitslager musste ich jeden Tag um 5 Uhr aufstehen und von 7 bis 22 Uhr harte körperliche Arbeit leisten, manchmal sogar bis nach Mitternacht. Meistens war es Handarbeit. Meine Hände und Augen wurden durch die Arbeit geschädigt. 

Die Tätigkeiten waren beispielsweise: Aufschrauben kleiner Glühbirnen, Durchziehen von Perlen mit einer Schnur, Kleben von Papiertüten, Umschlägen, Grußkarten und Weihnachtsschmuck, Anbringen von Anhänger, das Drehen von Dioden, bunten Lichtern usw. Ich bekam durch diese Arbeit starke Blasen und Blut an den Händen. Vor allem das Drehen von Glühbirnen war besonders schmerzhaft: 18 Glühbirnen wurden zu einer Kette gedreht, und das Tagesziel waren 4.800 kleine Glühbirnen. Für das Nichterreichen des Ziels gab es verschiedene Strafen. 

Außerdem war die Verpflegung äußerst schlecht. Der Reis war extrem wenig und das gekochte Gemüse enthielt gar kein Öl, und selbst das Geld, das die Familie geschickt hatte, durfte ich nicht verwenden. Den ganzen Tag lang gab es entweder Arbeit oder Gehirnwäsche, und selbst notwendige Dinge wie auf die Toilette zu gehen oder zu Duschen mussten von Häftlingen beantragt und genehmigt werden. Ich hörte oft die herzzerreißenden Schreie und die stechenden Geräusche von elektrischen Schlagstöcken, die aus der kleinen dunklen Zelle kamen, in denen die Mitpraktizierenden unter strenger Kontrolle gehalten wurden. Es herrschte nur Böses und Angst.

Die Verfolgung der Falun Gong-Praktizierenden in den Arbeitslagern wurde heimlich durchgeführt: Wenn Außenstehende zur Besichtigung kamen, versteckten die Polizisten die Arbeitsgeräte und Rohstoffe, sorgten dafür, dass die Menschen in der Zelle ordentlich sitzten und schalteten Kulturprogramme im Fernseher ein. Sogar Falun Gong-Praktizierende, die ursprünglich durch Stehen bestraft worden waren, durften sich vorübergehend hinsetzen, damit niemand sie sehen und Fragen stellen konnte. Es war also Täuschung der Außenwelt, um die Situation der Falun Gong-Praktizierenden in den Arbeitslagern zu beschönigen.

Von 2013 bis 2016 war ich drei weitere Jahre im Frauengefängnis von Shanghai inhaftiert. Täglich gab es körperliche Züchtigungen und Gehirnwäsche. Die sanitären Einrichtungen waren mangelhaft, das Leitungswasser enthielt viele kleine Wasserwanzen, die mit bloßem Auge sichtbar waren, und es gab keine Möglichkeit, mir die Zähne zu putzen; ich verlor im Gefängnis nacheinander vier Zähne.

Im Gefängnis wurde ich wieder zur Zwangsarbeit gezwungen. Wir stellten dort alle möglichen Exportgüter her, z. B. Papiertüten in verschiedenen Größen, Weihnachtsgeschenke und Grußkarten, Gesichtsmasken, Gewürzlogos, Schleifen, gehäkelte Untersetzer, handgenähte Kleidungen. In den Fabriksräumen des Gefängnisses gab es keine Luftzirkulation und wegen der Dichte an Menschen und Gütern fielen viele Gefangene vor Hitze in Ohnmacht.

Seit ich in Österreich angekommen bin, habe ich viele der bunten Lichter und kleinen Geschenke gesehen, die vor Weihnachten verkauft werden und den Produkten entsprechen, die ich in Zwangsarbeit hergestellt habe. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, werde ich an den Schmerz erinnert, den ich während meiner Gefangenschaft empfand.

Als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, stand ich immer noch unter vollständiger Überwachung. Jeden Monat wurden Polizisten zu mir nach Hause geschickt, um mir Fragen zu stellen. Das Telefon wurde ständig überwacht. Überall auf den Straßen gab es Überwachungskameras. Sie warnten mich, nicht auf die Straße zu gehen, und sagten mir, dass sie immer wüssten, wo ich sei. Ich lebte in ständiger Angst.

In China habe ich mehr als 20 Jahre die Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden miterlebt. Meiner Meinung nach hat die internationale Gesellschaft diesem Problem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Später nutzte die Kommunistische Partei Chinas ihre Erfahrungen bei der Verfolgung der fast 100 Millionen Falun Gong-Praktizierenden aus um andere Gruppen zu verfolgen, z. B. Uiguren in Xinjiang und Menschen in Hongkong. Ich hoffe, dass viele Menschen sich ein Herz fassen und mutig genug sind, aufzustehen und die Unterdrückung durch die kommunistische Partei Chinas zu stoppen. Ich danke Ihnen allen.